Mut tanken zum 8. März – ein Redebeitrag

Müssen wir überhaupt noch kämpfen? Hier, in Deutschland, während im Iran Menschen sterben? Auf Demos gehen – bringt das überhaupt was?

Die Antwort auf all das ist: Ja!

Den feministischen Kampf kämpfen wir gemeinsam. Wir können die Stimme der Menschen im Iran in Freiburg auf die Straße bringen und den Angehörigen hier zeigen, dass sie nicht allein sind.

Aber wie weit dürfen wir dabei gehen? Dürfen wir über etwas sprechen, wenn wir nicht betroffen sind?

Wir sollten es sogar! Wir sollten keine Angst haben, Fehler zu machen, und deshalb den Mund halten. Themen totschweigen, statt sie zu diskutieren. Wir sollten uns verbessern lassen, wenn wir etwas nicht wissen, denn so lernen wir. Und wir sollten nicht direkt verurteilen, sondern Lernen als Prozess begreifen und einander Raum dafür geben.

Wir kämpfen miteinander und wir lernen miteinander. Wir sind nicht allein. Gemeinsam können wir verdammt viel erreichen. Unsere Aktionen hier zeigen autokratischen Staaten wie dem Iran, dass er nicht unbeobachtet morden kann. Die Menschen dort sehen, dass auch sie nicht allein sind. Dass wir an ihrer Seite stehen. Das kann viel wert sein.

Freiheit und Feminismus ist etwas, für das wir ständig und überall kämpfen müssen. Weiblich und queer gelesene Personen haben Angst, nachts allein nach Hause zu gehen. Trans und nicht-binäre Menschen erleben täglich, dass ihre Identität nicht anerkannt wird. Es gibt so viele Femizide auf der Welt, auch hier bei uns – die meisten davon in der vermeintlichen Sicherheit des eigenen Zuhauses. Diktaturen können überall entstehen. Von heute auf morgen kann sich auch unsere Situation verschlechtern – und dagegen müssen wir kämpfen.

Feminismus ist für alle. Für die männlichen 75% der Suizidtoten, die keine Gefühle zeigen durften. Für die Frauen, die verstehen, dass ihr „Ich bin anders als die anderen Frauen“ verinnerlichter Frauenhass ist. Für trans Menschen, die einfach nur sie selbst sein wollen, und queere Personen, die frei sein wollen darin, wen sie lieben und ob sie jemanden lieben.

Wir alle sind links genug und feministisch genug. Gemeinsam können wir Machtstrukturen wie das Patriarchat hinterfragen und verändern. Lasst uns bei all der Scheiße da draußen nicht vergessen, einander mit Verständnis und Freund*innenschaft zu begegnen.