Sammelaktion Menstruationsprodukte – Blut ist politisch!

https://tacker.fr/node/12056

In Deutschland sind viele Menschen von Menstruationsarmut betroffen. Betroffene müssen oft auf Toilettenpapier oder Stofflappen zurückgreifen, weil ihnen das Geld für Menstruationsartikel fehlt.

😡 100.000 Frauen sind wohnungslos
😡 über 1,1 Millionen Frauen sind arbeitslos

In den Statistiken, auf die sich diese Zahlen beziehen, ist leider nur von „Frauen“ die Rede. Selbstverständlich menstruieren aber nicht nur Frauen, sondern z.B. auch manche trans Männer oder manche nicht-binären oder inter Menschen. Und auch nicht alle Frauen menstruieren.
Zudem werden durch Mehrfachmarginalisierung, wie etwa trans und wohnungslos zugleich zu sein, Vulnerabilitäten und gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt.

😡 durch fehlende Produkte besteht eine erhöhte Infektionsgefahr
😡 Die Menstruation verursacht monatlich Kosten von 5-10€ – nur schwer bezahlbar, mit ca 9-19€, die Bürgergeld-Empfänger*innen für alle Hygieneartikel zustehen

Kein Geld vom Staat für Menstruation? Das darf nicht sein! Wir packen das Problem selbst an – und brauchen dafür eure Hilfe!

Diesen Freitag sammeln wir Menstruationsartikel, um sie anschließend in öffentlichen Klos in Freiburg zu verteilen. So sollen menstruierende Menschen besseren Zugang zu Tampons und Binden haben.
Ihr könnt mitbringen, was ihr zuhause habt oder einfach vor Ort ein Teil mehr kaufen (oder so viele ihr wollt).

❓️ Wo? Kaiser-Joseph-Straße, Ecke Engelstraße, neben Galeria-Karstadt-Kaufhof
❓️ Wann? 14. Juli, 10-16 Uhr

Wir freuen uns auf euer Kommen!

Kein Geld für Menstruationsartikel? Das ist aber peinlich, Deutschland!

Wer kein oder nicht genügend Geld für Menstruationsartikel zur Verfügung hat, ist von Menstruationsarmut betroffen. Betroffenen Menschen fehlt oft zusätzlich (gerade wenn es sich um wohnungslose Personen handelt) der regelmäßige Zugang zu sauberen und sicheren sanitären Einrichtungen. Anstelle von Tampons, Binden oder anderen Menstruationsartikeln werden dann alte Stofflappen, Zeitungen oder Klopapier von öffentlichen Toiletten verwendet.

  • Das Infektions- und Gesundheitsrisiko steigt durch fehlende hygienische Infrastruktur und Produkte enorm und kann schwerwiegendere Folgen haben.
  • Menstruation ist gesellschaftlich immer noch ein mit Scham behaftetes Thema. Fehlender Zugang zu Menstruationsprodukten und sauberen sanitären Anlagen führt zu Beschämung, sozialer Ausgrenzung bis zur Selbstisolation.
  • Wer ist davon betroffen?
    • alle menstruierenden Personen mit wenig Geld!
    • in Deutschland sind ca. 100.000 Frauen wohnungslos
    • 1,1 Mio Frauen waren 2022 in Deutschland arbeitslos – das Bürgergeld sieht monatlich nur einen Betrag von 9,17-19,16€ für alle Gesundheits- und Pflegeprodukte vor (also auch bspw. Zahnpasta, Cremes, Seife…etc.), während die Menstruation monatlich allein Kosten von ca. 5-15€ verursacht, kurz gesagt: viel zu wenig Geld für erwerbslose menstruierende Personen!

Menstruationsartikel sollten verfügbar sein wie Klopapier, da sie genauso zwingend benötigt werden – weil die deutsche Politik das nicht so sieht nehmen wir das in die Hand!

Petition für freien Zugang zu Menstruationsprodukten in öffentlichen Einrichtungen:

https://www.change.org/p/periodenarmut-freier-zugang-zu-menstruationsprodukten-in-%C3%B6ffentlichen-einrichtungen-bmfsfj

Quellen/mehr Infos:

In den Statistiken, auf die sich die Zahlen beziehen, ist leider nur von „Frauen“ die Rede. Selbstverständlich menstruieren aber nicht nur Frauen, sondern z.B. auch manche trans Männer oder manche nicht-binären oder inter Menschen. Und auch nicht alle Frauen menstruieren.
Zudem werden durch Mehrfachmarginalisierung, wie etwa trans und wohnungslos zugleich zu sein, Vulnerabilitäten und gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt.

Nein zu sexistischer Kunst!

8. März 2023

Pressemitteilung vom 08.März.2023

Nein zu sexistischer Kunst in Freiburg! Feministische Gruppe verhüllt die Statuen des Freiburger Holzbildhauers Thomas Rees

Freiburg im Breisgau, 08.03.2023 – Zum 08. März, dem Internationalen Weltfrauentag, demonstriert die Freiburger Gruppe ,realitätenwerkstatt‘ gegen die öffentliche Aufstellung der Frauenstatuen des Holzbildhauers Thomas Rees aus Kappel.
Nachdem bereits dessen Statue ,,Loretta – von Keuschheit und Begehren“, 2021 vor dem Lorettobad aufgestellt, für Sexismusvorwürfe und Unmut sorgte und daraufhin vom Künstler abgebaut wurde, kritisiert die realitätenwerkstatt die danach entstandene Statue ,,Agatha L2“. Das L2 kann, wie seiner Website zu entnehmen ist, als Reaktion des Künstlers auf die Loretta Statue gelesen werden.

Agatha L2 zeigt eine nackte Frauenfigur auf dem Scheiterhaufen, mit großen Brüsten und Wespentaille. Vulva und eine Brust bedeckt sie schamhaft mit den Händen. Zu ihren Füßen im Feuer sitzt ein Beifall klatschender Teufel.

Zur Entstehungsgeschichte ist auf Rees Website zu lesen:
,,Agatha war die Tochter einer 1603 in Freiburg als Hexe verurteilten Frau, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Agatha wurde ebenfalls der Hexerei bezichtigt.“
Das minderjährige Mädchen sollte gefangen gehalten und nach einem durch Folter erzwungenen Geständnis exekutiert werden.
Während Rees selbst behauptet, starke Frauenfiguren darstellen zu wollen, Loretta zum Beispiel „… hat sich frei und selbstbestimmt über die Dominanz der Männerwelt erhoben“, sieht die realitätenwerkstatt in Loretta und Agatha, sowie weiteren seiner Skulpturen mit bezeichnenden Namen, wie ,,die Last mit der Frau“, oder ,,Hexenschuss“ ganz eindeutig die Reproduktion der Abwertung von Frauen und der Sexualisierung weiblich gelesener Körper.
Um darauf aufmerksam zu machen, dass Misogynie, hier unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit, oft gar nicht in der Ferne gesucht werden muss, hat die realitätenwerkstatt heute, am 08. März den ,,Sündenfall“ und ,,Agatha L2“ in Kappel und eine Figur des ,,Hexenrings“, am Waldhaus, mit Tüchern und Gaffatape umwickelt und mit Hinweistexten versehen.
Die Gruppe betont: ,,Die sexualisierte Darstellung der systematischen weltweiten Vernichtung weiblicher Menschen zur Zeit der Hexenverbrennungen, ist kein Empowerment! Wir fordern von der Stadt Freiburg sich ihrem Selbstbild als alternative und tolerante Stadt entsprechend zu verhalten und die im öffentlichen Raum stehenden sexualisierten Frauenstatuen Thomas Rees‘ entfernen zu lassen!“

Redebeitrag zum 8. März – Nein zu sexistischer Kunst in/um Freiburg!

Warum und für was genau streiken wir heute hier (am 8. März)? Wir wollen darauf eine lokale Antwort geben.

Sexistische Darstellungen, Objektifizierung und Sexualisierung von Körpern, die anatomisch im binären System dem Geschlecht „Frau“ zugeordnet werden, sind überall präsent. In Werbung, in unserer Schulbildung, in Filmen, in vielen Romanen die von cis-Männern geschrieben wurden. Doch diese Darstellungen sind auch physisch ganz nah bei uns hier, in Freiburg.

Deshalb wollen wir heute über die beiden Statuen Loretta und Agatha des Freiburger Bildhauers Thomas Rees sprechen.

Warum über diese Statuen? Weil wir an diesen Beispielen und Thomas Rees‘ mangelnder Bereitschaft, sich mit Sexismus und Patriarchat auseinanderzusetzen sehen können, wie viel Arbeit noch vor uns liegt auf dem Weg zu einer Entnormalisierung patriarchaler Strukturen. Weil wir solche Darstellungen in unserer Stadt nicht dulden wollen, weil wir sie satt haben!

Vielleicht erinnern sich ein paar von euch an die Loretta Statue, die im vorletzten Jahr vor dem Loretto Damenbad ausgestellt war. Diese wurde entfernt. Nach öffentlichem Aufruf und viel Kritik an der objektifizierenden Darstellung eines unproportionalen Frauenkörpers und der Verherrlichung von sexualisierter Gewalt. Diese Darstellung ist umso schmerzhafter, wenn wir uns die bittere Realität anschauen, in der genau diese Gewalt gegen FLINTA*-Personen sowie eine erdrückende Anzahl an Femiziden immer noch Normalität ist. Doch bei Loretta hört es mit Thomas Rees, der behauptet starke Frauenfiguren darstellen zu wollen, nicht auf.

Es folgte offensichtlich kein Prozess der Reflexion, des Nachdenkens, des Lernens und der Weiterentwicklung. Nein, es folgte: Agatha! Abermals eine mit verzerrt weiblichen Körpermerkmalen ausgestattete Statue.

Agatha ist eine Statue, die historisch auf einer 16 Jährigen basiert. Ihre Mutter wurde als sogenannte Hexe verbrannt und auch Agatha wurde der Hexerei bezichtigt. Dargestellt aus dem Male Gaze, dem Blick männlicher Begierde, als unproportionale und verzerrte Lustfigur steht sie auf dem Pfeiferberg in Kappel, einem öffentlichen Wanderweg. Die sexualisierte Darstellung der systematischen Vernichtung weiblicher Menschen in der europäischen Geschichte ist kein Empowerment.

Man habe ihn gecancelt behauptet Thomas Rees, doch seine Werke stehen weiter in und um Freiburg. Was wir in Loretta und Agatha sehen, ist ganz eindeutig. Die Reproduktion von Objektivierung und daraus resultierende Verfügbarkeit weiblich gelesener Körper. Zwei Skulpturen, die ganz offensichtlich die patriarchale Vorstellung der Befriedigung männlicher sexueller Phantasien reproduzieren.

Wollen wir so etwas in und um Freiburg haben?

Wir sagen: Nein!

Nein! Zu sexistischer Kunst in Freiburg und überall.

Mut tanken zum 8. März – ein Redebeitrag

Müssen wir überhaupt noch kämpfen? Hier, in Deutschland, während im Iran Menschen sterben? Auf Demos gehen – bringt das überhaupt was?

Die Antwort auf all das ist: Ja!

Den feministischen Kampf kämpfen wir gemeinsam. Wir können die Stimme der Menschen im Iran in Freiburg auf die Straße bringen und den Angehörigen hier zeigen, dass sie nicht allein sind.

Aber wie weit dürfen wir dabei gehen? Dürfen wir über etwas sprechen, wenn wir nicht betroffen sind?

Wir sollten es sogar! Wir sollten keine Angst haben, Fehler zu machen, und deshalb den Mund halten. Themen totschweigen, statt sie zu diskutieren. Wir sollten uns verbessern lassen, wenn wir etwas nicht wissen, denn so lernen wir. Und wir sollten nicht direkt verurteilen, sondern Lernen als Prozess begreifen und einander Raum dafür geben.

Wir kämpfen miteinander und wir lernen miteinander. Wir sind nicht allein. Gemeinsam können wir verdammt viel erreichen. Unsere Aktionen hier zeigen autokratischen Staaten wie dem Iran, dass er nicht unbeobachtet morden kann. Die Menschen dort sehen, dass auch sie nicht allein sind. Dass wir an ihrer Seite stehen. Das kann viel wert sein.

Freiheit und Feminismus ist etwas, für das wir ständig und überall kämpfen müssen. Weiblich und queer gelesene Personen haben Angst, nachts allein nach Hause zu gehen. Trans und nicht-binäre Menschen erleben täglich, dass ihre Identität nicht anerkannt wird. Es gibt so viele Femizide auf der Welt, auch hier bei uns – die meisten davon in der vermeintlichen Sicherheit des eigenen Zuhauses. Diktaturen können überall entstehen. Von heute auf morgen kann sich auch unsere Situation verschlechtern – und dagegen müssen wir kämpfen.

Feminismus ist für alle. Für die männlichen 75% der Suizidtoten, die keine Gefühle zeigen durften. Für die Frauen, die verstehen, dass ihr „Ich bin anders als die anderen Frauen“ verinnerlichter Frauenhass ist. Für trans Menschen, die einfach nur sie selbst sein wollen, und queere Personen, die frei sein wollen darin, wen sie lieben und ob sie jemanden lieben.

Wir alle sind links genug und feministisch genug. Gemeinsam können wir Machtstrukturen wie das Patriarchat hinterfragen und verändern. Lasst uns bei all der Scheiße da draußen nicht vergessen, einander mit Verständnis und Freund*innenschaft zu begegnen.

Redebeitrag zum Safe Abortion Day am 28.09.2022

Zu Beginn unserer Rede wollen wir erstmal einem weit verbreiteten Vorurteil vorweggreifen: Viele Menschen gehen davon aus, dass alle Leute, die sich für die vollständige Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen aussprechen, auch automatisch im Falle einer – ob unbeabsichtigten oder beabsichtigten – Schwangerschaft bei ihnen selbst, für einen Abbruch dieser Schwangerschaft entscheiden würden. Dies ist allerdings ein Trugschluss. Das einzige, was wir sagen wollen, ist dass kein Mensch auf dieser Erde das Recht hat, einer anderen Person diese Entscheidung im Zweifelsfall zu nehmen.

Sehr ironisch finden wir, dass besonders häufig und besonders laut die Menschen ein Verbot fordern, die selbst gar nicht gebärfähig sind. Wir verstehen nicht, wie diese Menschen es sich anmaßen können, über die Entscheidungshoheit und das Leben anderer zu urteilen, wenn sie selbst niemals in diese Lage kommen können. Das können nicht mal wir beide als gebärfähige Menschen uns anmaßen, da wir selbst noch kein Kind zur Welt gebracht haben und selbst die Menschen, die schon Kinder geboren haben, können dies nicht; das Empfinden jeder Person ist und bleibt individuell. Viele Menschen, die nicht gebärfähig sind, aber ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen fordern, scheinen oft zu vergessen oder zu ignorieren, dass es ja nicht nur um die Zeit nach der Schwangerschaft geht, wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist. So kommt gerne das Argument: „Ja, das Kind kannst du doch nach der Geburt zur Adoption freigeben.“ Aber als ob es nur das wäre, worum es bei einer Schwangerschaft geht. Hierbei wird vernachlässigt, was eine Schwangerschaft v.a. auch für den Körper der schwangeren Person bedeutet: Meist sind schwere körperliche Strapazen sowie ggf. auch psychische Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft und Geburt verbunden.

Dass Menschen, die selbst gar nicht gebärfähig sind, besonders viel an der Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbrüchen beteiligt sind und waren, zeigt sich deutlich am Gesetzestext. Dieser trägt eine eindeutige patriarchale Handschrift dieser Personengruppe: So ist z.B. die in Deutschland geltende 12-Wochen-Regelung völlig an der Realität von gebärfähigen Menschen vorbei. Bspw. ist es durchaus natürlich, dass die Menstruation mal einen Monat ausbleibt. Gebärfähige Menschen erleben dies des Öfteren. D.h., in diesem Zeitraum kommen manche Menschen noch gar nicht mal auf die Idee, dass sie ggf. schwanger sein könnten. Wir appellieren daher, dass gesetzliche Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen werden sollten, sondern dass diese ausschließlich von Betroffenen selbst getroffen werden sollten.

Wie sehr reproduktive Rechte patriarchal eingeschränkt sind, zeigt sich nicht nur im direkten Bezug auf den Schwangerschaftsabbruch, sondern auch im Bereich der Verhütung, welcher unmittelbar an das Thema Schwangerschaftsabbruch gekoppelt ist: So sind unbeabsichtigte Schwangerschaften häufig die Folge von Verhütungsmethoden, die ohne eigenes Verschulden nicht funktioniert haben. Beispiele sind etwa ein gerissenes Kondom trotz sachgemäßer Anwendung oder das ungewollte Eintreten einer Schwangerschaft trotz Spirale. Hier zeigt sich deutlich, dass es an sicheren Verhütungsmethoden nach wie vor fast nur welche für gebärfähige Menschen gibt. Oftmals auch noch verbunden mit mehr oder weniger starken Nebenwirkungen, die aber häufig kleingeredet oder billigend in Kauf genommen werden. Solange nicht in sichere Verhütungsmethoden für Menschen mit Penis investiert wird, ist es erst recht nicht einzusehen, warum gebärfähige Menschen im Falle einer unbeabsichtigten Schwangerschaft die Leidtragenden sein sollen. Wir appellieren daher ebenfalls dafür, die Forschung in diesem Bereich wieder aufzunehmen, voranzutreiben und Anreize zu schaffen, bereits existierende Lösungen endlich auf den Markt zu bringen. Des weiteren sollte in der sexuellen Bildung endlich thematisiert werden, dass Verhütung nicht allein Sache der gebärfähigen Menschen ist. Alle Menschen tragen daran gleichermaßen Verantwortung.

Ebenfalls sehr laut in der Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche sind mindestens in Deutschland die christlichen Kirchen. Diese argumentieren besonders für den Schutz des ungeborenen Lebens. Gleichzeitig sehen sie sich ihren eigenen Worten zu Folge besonders als diejenigen, die sich in unserer Gesellschaft für die sozial Benachteiligten einsetzen, bspw. Menschen mit geringem Einkommen oder Menschen in Armut. Dies bildet einen krassen Widerspruch, da unter der jetzigen gesetzlichen Regelung zum Schwangerschaftsabbruch bzw. unter einem absoluten Verbot besonders diese Personengruppe leidet. Wenn diese Personen einen Schwangerschaftsabbruch z.B. trotzdem im Ausland durchführen lassen, kommen enorme Kosten, Zeitaufwand etc. auf sie zu. Entscheiden sie sich dafür, dass Kind zu behalten und großzuziehen, erfahren sie bspw. auf dem Arbeitsmarkt häufig große Nachteile und sind somit weiterhin auch in einer schwierigen oder sich verschlechternden finanziellen Lage.

Außerdem wollen wir noch auf einen Widerspruch im Gesetzestext in Bezug auf die verpflichtende Beratung vor einem Schwangerschaftsabbruch aufmerksam machen: Es könnte angenommen werden, dass wenigstens diese Beratung neutral und ergebnisoffen geführt wird. In der Praxis mag dies auch vielerorts der Fall sein, das Gesetz formuliert hier allerdings eine sehr klare Richtungsweisung: In § 219 im Strafgesetzbuch heißt es in Absatz 1 Satz 1: „Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens.“. Dies ist schon der erste Satz, der ganz klar benennt, worauf die Beratung möglichst hinauslaufen soll. Weiter heißt es: „Sie hat sich von dem Bemühen leiten zu lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu eröffnen […].“. Auch hier wird deutlich der Zweck der Beratung benannt. Im nächsten Satz schwingt sogar bereits eine leichte Schuldzuweisung mit: „Dabei muss der Frau bewusst sein, dass das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft auch ihr gegenüber ein eigenes Recht auf Leben hat […].“. Paradoxerweise findet sich in einem anderen Gesetzbuch, dem Schwangerschaftskonfliktgesetz, eine widersprüchliche Formulierung zum Sinn und Zweck der Beratung: In § 5 heißt es: „Die nach § 219 des Strafgesetzbuches notwendige Beratung ist ergebnisoffen zu führen […]. Die Beratung soll ermutigen und Verständnis wecken, nicht belehren oder bevormunden.“ Bis zu diesem Punkt klingt die Formulierung erstmal nach dem genauen Gegenteil zu der aus dem Strafgesetzbuch. Im nächsten Satz heißt es dann jedoch wieder: „Die Schwangerschaftskonfliktberatung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens.“. Dies ist also insgesamt einerseits widersprüchlich, andererseits macht es uns fassungslos, dass nach dem Gesetz nicht einmal die Schwangerschaftskonfliktberatung vollständig ergebnisoffen und neutral geführt werden soll.

Zu guter Letzt wollen wir noch einmal ganz klar betonen: Keine Person unternimmt einen Schwangerschaftsabbruch „einfach so“ bzw. leichtfertig.

Schwangerschaftsabbrüche wird es immer geben, auch wenn sie gesetzlich verboten sind. Dazu ein passender Ausspruch: “You can’t ban abortion; you can only ban safe abortion.” Das heißt auf Deutsch sinngemäß so viel wie „Ihr könnt Schwangerschaftsabbrüche nicht verbieten oder ‚abschaffen‘, ihr könnt damit nur bewirken, dass sichere Schwangerschaftsabbrüche erschwert bzw. verunmöglicht werden und die Gesundheit und das Leben der betroffenen Person aufs Spiel gesetzt wird.“

Dankeschön!

solidaritätsbekundung mit dem strukturwandel in der kts

wir solidarisieren uns mit dem aktuellen strukturwandel in der kts.
wir haben als gruppe vor über 7 jahren das haus frustriert verlassen, nachdem versuche, die dominanzstrukturen zu verändern gescheitert waren. daher war es für uns sehr schmerzhaft, in den letzten jahren immer wieder zu sehen, wie auch andere gruppen frustriert das haus verlassen, nachdem sie sich vergeblich an den selben dominanzstrukturen abgemüht haben.
umso mehr freut es uns, zu sehen, dass sich jetzt endlich an diesen eingerosteten strukturen etwas verändert.
wir wünschen viel erfolg und fähigkeit zur selbstreflektion bei dem projekt, die kts zu einem offenen, diskriminierungsfreien haus zu machen, in dem platz für unterschiedliche linke perspektiven ist.

inter* Ally-Workshop

Das ‚I‘ in den Abkürzungen LGBT*I*QA+ und FL*I*NTA steht für Intergeschlechtlichkeit, oder kurz inter* – aber was heißt das? Und warum gibt es oft wenig Sichtbarkeit für Inter*-Themen? Dieser Workshop bietet einen Einstieg ins Thema inter*, Raum für Fragen und Austausch mit inter* Personen. Der Workshop richtet sich an alle, die solidarisch mit inter* Menschen sein wollen, aber noch nicht genau wissen, wie.

wann? 28.juni von 18-20uhr
wo? online (link nach anmeldung)
wie?
– anmeldung bis zum 21. juni an realitaetenwerkstatt@riseup.net
– teilnahme begrenzt auf 20 personen
– in deutscher lautsprache
– der workshop ist kostenlos

Der Workshop wird organisiert von der realitätenwerkstatt. Wir sind eine Gruppe aus dem fz*, einem Raum für Inter*Agender*Non-Binary*Trans*Mädchen*Lesben*Frauen.
Aber wir haben den Eindruck, dass wenig Bewusstsein darüber existiert, was es braucht, damit sich inter* Menschen wohl fühlen.
Wir laden euch ein, uns auf der Suche zu begleiten.

Zur Referent*in:
Frieda (kein Pronomen/sie) ist weiß, inter* und queer. Frieda liebt Workshops und Seminare und ist Trainer:in für politische Bildung mit Schwerpunkt extreme Rechte, Antifeminismus und geschlechtliche Vielfalt. Bei TrIQ ( https://www.transinterqueer.org/ ) macht Frieda Bildungsarbeit zum Thema inter* und ist ansprechbar unter der folgenden Email-Adresse f.fischer@transinterqueer.org

Redebeitrag zum 8. März 2022 von TransAll und realitätenwerkstatt

Zur Version in leicher Sprach: https://realitaetenwerkstatt.noblogs.org/redebeitrag-in-einfacher-sprache-zum-8-maerz-2022-von-transall-und-realitaetenwerkstatt/
À la version en Français: https://realitaetenwerkstatt.noblogs.org/franzoesische-uebersetzung-redebeitrag-zum-8-maerz-von-transall-und-realitaetenwerkstatt/
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Wir sind heute hier und überall auf der Straße für einen gemeinsamen feministischen Kampf, weil wir alle das Patriarchat satt haben. Wir machen unterschiedliche Erfahrungen als trans* und cis Personen, als inter* und endo, als agender, genderfluide, männliche, weibliche und nicht-binäre Personen, aber wir haben alle ein gemeinsames Ziel: nieder mit dem Patriarchat!
Wir wissen wer wir sind. Und wir wissen was wir wollen!
Wir wollen frei von einengenden Normen selbst über unsere Körper bestimmen.
Wir alleine entscheiden, wer wir sind, wie wir leben und wen wir lieben.
Jeder Eingriff in diese Entscheidungen ist ein Angriff auf uns als Personen und wir stellen uns entschieden auf die Seite derer, denen diese Selbstbestimmung abgesprochen wird.
Schluss mit der Kriminalisierung und Pathologisierung unserer Körper und Lebensweisen!
Weg mit Paragraph 218 und 219a. Reproduktive Gerechtigkeit für alle! 
Schluss mit der Diskriminierung von Sexarbeiter*innen aller Geschlechter!
Her mit dem Selbstbestimmungsgesetz! TSG abschaffen. Sofort!
Und wir fordern endlich: 
– ein wirklich lückenloses Verbot von nicht lebensnotwendigen medizinischen Eingriffen an inter* Menschen ohne deren Einwilligung!
– eine Entschuldigung und Entschädigung für alle von dieser Gewalt Betroffenen!
– und eine angemessene Gesundheitsversorgung für alle Menschen! 
Schon immer sind feministische Kämpfe – entgegen dem, was uns weisser Mainstream vorgaukeln will, – queer und vielfältig! Schon immer werden feministische Kämpfe von inter*, agender*, trans* und nicht-binären Menschen gekämpft und getragen – besonders von Schwarzen und Indigenen Menschen und People of Color.
So viele Menschen vor uns haben so viel für uns erkämpft. So viele Menschen kämpfen heute weltweit für Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit. Mit dieser Kraft im Rücken wollen wir solidarisch sein mit allen emanzipatorischen und feministischen Kämpfen gegen jede Unterdrückung!
Mehrfachmarginalisierung ist real, auch in unseren Communities. Nichts weniger als ein wirklich intersektionaler Feminismus ist unser Anspruch! Wir haben also noch viel zu tun! Zweigeschlechtlichkeit ist im Kontext von Kolonialismus entstanden und eng verwoben mit Rassismus und kapitalistischen Strukturen. Deshalb ist unser Feminismus ein antikapitalistischer und antirassistischer trans*feminismus!
Wir lassen uns nicht spalten von reaktionären Akteur*innen, die sich und ihre rassistischen, queer & trans*feindlichen Positionen liberal und ihre Hasstiraden feministisch schimpfen. Ihr könnt nicht länger verheimlichen, dass ihr das Geld für eure unsäglichen Kampagnen von christlichen Fundamentalist*innen und antifeministischen Gruppierungen bezieht. Wir wissen ganz genau, dass ihr mit den Rechten kooperiert!
Unterdrückung funktioniert immer über Binarität. Daher wird auch niemals ein elitärer, weißer biologistischer Cis-Feminismus das Patriarchat abschaffen. 
Haut ab mit euren Behauptungen, es gäbe nur zwei Geschlechter! Verpisst euch mit eurer Vorstellung, Geschlecht sei angeboren, an Körpern oder Verhalten ablesbar, unverändlich und hätte irgendwas damit zu tun, wie wir fühlen und was uns gefällt. Verschont uns mit euren anmaßenden Einbildungen, ihr wüsstet besser wer wir sind, als wir selbst.
Das Patriarchat versucht uns gegeneinander auszuspielen. Wir sind erst frei, wenn wir uns zusammentun und dieses beschissene System zerschlagen.
Und genau deshalb sind wir hier. Nieder mit dem Patriarchat! Nieder  mit dem binären Geschlechtersystem!
Wir sind agender und nichtbinär*, cis und trans*, endo und inter* und das ist unsere gemeinsame Revolution!
Her mit dem guten Leben für alle!